„Ach, Sie sind der Mannvom Flughafen“
Die turbulente Reise des Marco Lüders
Prignitz (hata) • „Hast du einen gültigen Reisepass?“ Mehrfach wurde ihm diese Frage gestellt und stets hat sie Marco Lüders bejaht. Und als er am 29. Dezember die betreffende Schublade öffnete, griff seine Hand ins Leere. Kein Pass. Auch nicht in der nächsten und übernächsten Schublade.
Der Schreck saß tief. Schließlich sollte es fünf Tage später in die USA gehen. Er raste in die Wittenberger Stadtverwaltung. Das Ordnungsamt hatte geöffnet. Aber einen Pass in so kurzer Zeit können selbst die agilsten Angestellten nicht besorgen. Einen Vorläufigen versprachen sie ihm für den nächsten Tag. Dann müsse er sich aber noch um ein Visum kümmern.
Am 30. erhielt der 30-Jährige wie versprochen seinen Pass. Silvester und Neujahr musste er abwarten, aber am 2. Januar stand er vor dem amerikanischen Konsulat in Berlin. „Wegen Staatstrauer heute geschlossen“, stand auf einem Blatt Papier. Grund war der Tod des früheren US-Präsidenten Ford. Erst ungläubig, dann verzweifelt schüttelte Marco Lüders seinen Kopf.
„Das war’s dann wohl mit meinem Urlaub, da fliegen meine Freunde ohne mich“, dachte er und fuhr niedergeschlagen in seine Potsdamer Wohnung. Doch als steter Optimist stand er am nächsten Tag auf und fuhr erneut zum Konsulat, reihte sich in die Schlange der Wartenden ein. Ohne Termin keine Chance, heiß es.
Aber Marco gab nicht auf: „Ich erzählte dem Pförtner vom bevorstehenden Flug, er ließ mich hinein.“ Auch die nächsten Beamten zeigten Verständnis, gaben ihm die notwendigen Formulare. Irgendwann hieß es nur noch: „Ach, Sie sind der Mann vom Flughafen.“ Sein Schicksal hatte sich herumgesprochen.
„Ich bekam mein Visum, buchte für den 5. Januar einen neuen Flug nach San Diego.“ Dort angekommen, freuten sich Sebastian Koch aus Bentwisch, Jean Ploigt aus Lindenberg und der Wittenberger David Kahl mit ihm. Gemeinsam besuchten sie ihren Bad Wilsnacker Freund Stephan Michelis, der in San Diego studiert.
San Francisco, Golden Gate-Bridge, Las Vegas, Los Angeles, Malibu und Santa Monica waren die Höhepunkte ihrer Reise. Den Ärger vor dem Abflug hatte Marco vor lauter Eindrücken vergessen. Doch dann kam der Rückflug. Am Donnerstag vor einer Woche landete er planmäßig in Zürich. Aber seinen Anschlussflug nach Berlin suchte er auf der Anzeigentafel erst vergeblich und las dann: canceled, storniert. Orkan „Kyrill“ fegte über Deutschland, sämtliche Flüge wurden gestrichen.
Eine Nacht im Hotel, auf Kosten der Airline, am nächsten Tag dann der Flug. „Ihr Gepäck ist im Flieger“, bekam Marco mehrfach zur Antwort und Sie werden es erahnen: In Berlin stand er als einziger noch am Band, doch sein Koffer kam nicht. Sieben Stunden später, gegen 22 Uhr, erreichte ihn der Anruf, er konnte sein Gepäck abholen – das Ende einer turbulenten Reise.

Marco Lüders (2. v. l.) mit Sebastian Koch (l.), Jean Ploigt und David Kahl (r.) vor der Golden Gate Bridge in San Francisco.privat